Châteauroux (dpa) - Mathieu van der Poel (Alpecin-Deceuninck) schaute betreten zu Boden und rang um Luft. Und doch konnte sich der niederländische Ex-Weltmeister ein leichtes Lächeln nach seinem spektakulären Ausreißmanöver über etwa 170 Kilometer nicht verkneifen. Doch sein mutiger Versuch mit Kollege Jonas Rickaert scheiterte denkbar knapp. Der zweimalige Tour-Etappensieger wurde alleine, nachdem sich Rickaert zurückfallen lassen hatte, erst knapp einen Kilometer vor dem Ziel eingeholt. Europameister Tim Merliner (Soudal-Quick Step) feierte dann den Tagessieg im Sprint.
«Es ist sehr hart, das nicht bis zum Ende durchbringen zu können», sagte Van der Poel. «Ich habe mit Jonas diskutiert, ob wir das machen wollen», fügte er hinzu. Die Fluchtgruppe sei von Beginn an der Plan gewesen. Direkt nach dem Start machte sich das Duo auf und verfolgte den mutigen Plan.
Der 30-Jährige wurde erst im Endspurt gestellt und musste erleben, wie Merlier seinen zweiten Etappensieg bei der 112. Frankreich-Rundfahrt feierte. Jonathan Milan (Lidl-Trek) verfehlte als Zweitplatzierter seinen nächsten Erfolg nach dem Sieg am Vortag. Merliers belgischer Landsmann Arnaud de Lie (Lotto) wurde nach den 174,1 Kilometern zwischen Chino und Châteauroux Dritter. Phil Bauhaus (Bahrain-Victorious) belegte als bester Deutscher Rang sieben.
Bauhaus, der weiter auf seinen ersten Etappensieg bei der Tour wartet, hatte kein Mitleid mit dem Niederländer. «Das hat er sich ja selbst ausgesucht, er hätte ja nicht attackieren müssen», sagte der gebürtige Bocholter.
In der Gesamtwertung änderte sich nichts. Tadej Pogacar (UAE-Team Emirates-XRG) steht weiter an der Spitze des Klassements mit einem Vorsprung von 54 Sekunden auf Remco Evenepoel (Soudal-Quick Step) und 1:11 Minuten auf Kevin Vauquelin (Arkéa-B&B Hotels). Der deutsche Hoffnungsträger Florian Lipowitz (Red Bull-Bora-hansgrohe) belegt den achten Rang gut drei Minuten hinter dem slowenischen Ausnahmefahrer, der nun auf seinen Edel-Helfer Joao Almeida verzichten muss. Der Portugiese stieg wegen der Folgen eines Sturzes samt Rippenbruchs vom Rad.
Auch den Deutschen Straßen-Meister Georg Zimmermann erwischte es heftig. Der Augsburger stürzte etwa 117 Kilometer vor dem Ziel schwer, zog sich dabei Schürfwunden am Unterarm und Oberschenkel zu, wie TV-Bilder zeigten. Nach einer kurzen Untersuchung durch den Rennarzt stieg Zimmermann zunächst wieder auf das Rad und wurde daraufhin noch bei laufender Fahrt am medizinischen Begleitfahrzeug versorgt. Zimmermann hielt sich wacker, kam wieder ins Feld und fiel auch wieder ab. 44 Kilometer vor dem Etappenfinale war er dann wieder im Hauptfeld. Sein Team titelte bei der Plattform «X»: «Der Held des Tages.»
Am morgigen französischen Nationalfeiertag bieten die Tour-Organisatoren den Radsport-Fans eine erste anspruchsvolle Klettershow im Zentralmassiv. 4450 Höhenmeter stehen bevor. Unter anderem sieben Anstiege der zweiten Kategorie stehen auf dem Programm. Nie zuvor hatte es an einem Tag so viele Anstiege dieser mittelschweren Kategorie gegeben.
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