Kigali (rad-net) - Tadej Pogacar hat bei den Straßen-Weltmeisterschaften in Kigali in Ruanda sein Regenbogentrikot verteidigt. Der Slowene siegte erneut nach einem langen Solo. Die deutschen Männer, die mit Magen-Darm-Problemen zu kämpfen hatten, hatten mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun, bestimmten es aber mit Marius Mayrhofer lange mit.
Mayrhofer hatte sich kurz nach dem Start mit Ivo Oliveira (Portugal), Fabio Christen (Schweiz), Anders Foldager (Dänemark) und Menno Huising (Niederlande) vom Feld abgesetzt. Kurz darauf schloss auch noch Julien Bernard (Frankreich) auf und später folgte noch Raul Garcia Pierna (Spanien), sodass nun sieben Fahrer an der Spitze des 268 Kilometer langen Rennens lagen. Das Feld hielt den Abstand bei rund drei Minuten. Kurz nach der Rennhälfte teilte sich die Spitzengruppe. Während Oliveira, Foldager und Bernard das Rennen weiter anführten, fiel unter anderem Mayrhofer zurück. Fast 150 Kilometer hat Mayrhofer stark an der Spitze gekämpft. «Es war ein brutal schweres und auch ein sehr schnelles Rennen. Uns war von Anfang an bewusst, dass es am Mont Kigali schwierig wird. Mir hat es dann den Stecker gezogen und es war mir unmöglich, weiterzufahren. Ich bin trotzdem zufrieden mit meiner Leistung. Ich habe alles gegeben, für mich persönlich war es ein positiver Tag, und diese WM zu fahren, eine sehr gute Erfahrung», sagte Mayhofer. Und Jens Zemke, Teamchef der deutschen Mannschaft erklärte: «Er hat einen sehr guten Job gemacht, genauso hatten wir es abgesprochen. Wir hatten das Rennen in Phasen eingeteilt. Danach sollten eigentlich Engelhardt und Zimmermann Position beziehen, aber da war für sie das Rennen leider schon zu Ende.»
106 Kilometer vor dem Ziel wurde der rund fünf Kilometer lange Mont Kigali erreicht. Dort blieb Bernard als einziger Ausreißer zurück, doch das war nur noch von kurzer Dauer. Denn Pogacar hatte sich an die Spitze des Feldes gesetzt und erhöhte das Tempo. Nur Evenepoel, Juan Ayuso (Spanien) und Jan Christen (Schweiz) konnten ihm folgen. Doch kurz vor dem Gipfel war nur noch Ayuso an Pogacars Hinterrad und die Ausreißer inzwischen überholt. Auf der Abfahrt gelang es Isaac Del Toro (Mexiko), zu dem Duo aufzuschließen. Wenige Kilometer nach dem Mont Kigali ging es auch einmal die berühmte Mur de Kigali hinauf. Auf dem knapp 500 Meter langen und sehr steilen Kopfsteinpflasteranstieg diktierte nun Del Toro das Tempo und sorgte dafür, dass Ayuso reißen lassen musste. Als das Duo wieder zurück auf dem Rundkurs in Kigali war, musste aber auch Del Toro bei noch 66 zu fahrenden Kilometern den Anstrengungen Tribut zollen und Pogacar ziehen lassen. Der 26-Jährige war fortan alleine unterwegs.
Derweil hatte Evenepoel mit technischen Problemen zu kämpfen, musste zweimal das Rad wechseln. Danach startete er eine Aufholjagd, setzte sich mit Ben Healy (Irland), Jay Hindley (Australien), Tom Pidcock (Großbritannien) und Mattias Skjelmose (Dänemark) vom Feld, beziehungsweise das, was davon noch übrig war, ab. Der Abstand zu Pogacar blieb jedoch konstant bei rund einer Minute. Als es 45 Kilometer vor dem Ziel das über das Kopfsteinpflaster der Cote de Kimihurura - insgesamt musste der fast anderthalb Kilometer lange Berg 15 Mal bezwungen werden - erhöhte Evenepoel abermals das Tempo. Hindley und Pidcock mussten daraufhin reißen lassen.
Während Pogacar unbehelligt zum erneuten WM-Titel fuhr, fiel die Entscheidung um Silber 20 Kilometer vor dem Ziel am Anstieg Kigali Golf. Dort setzte sich Evenepoel von seinen beiden Mitstreitern ab. Die Bronzemedaille wurde eine Runde später an derselben Stelle vergeben, als Healy dort Skjelmose abhängen konnte. Pogacar siegte mit 1:28 Minuten Vorsprung vor Evenepoel und 2:16 Minuten vor Healy.
Von den deutschen Männern konnte keiner das WM-Rennen beenden. Felix Engelhardt, Jonas Rutsch und Georg Zimmermann plagten von Beginn an Magenschmerzen, so dass sie nicht die erhofften Leistungen zeigen konnten und vorzeitig aufgaben. Engelhardt stieg nach der fünften Runde vom Rad, Rutsch und Zimmermann in der achten. «Es war wirklich eine würdige WM und eine tolle Stimmung. Aber es war auch eines der härtesten Rennen, dass ich je gefahren bin. Leider haben mich Magen-Darm-Probleme ausgebremst, und wie ich im Feld feststellen konnte, war ich kein Einzelfall. Mein Akku ist jetzt komplett leer. Meine Herzfrequenz ist gar nicht mehr runtergegangen. Da blieb nur die Aufgabe», so Rutsch. Und Zimmermann sagte: «Nach einem Erfolg muss man immer mit fünf Misserfolgen rechnen, es sei denn, man heißt Tadej Pogacar. Ich hatte heute so einen Tag, wo nichts zusammenpasste.»
In der Nacht, so erzählt später Teamchef Zemke, sei es los gegangen mit den Magen-Darm-Problemen. Man habe alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen, wisse nicht, was die Ursache war. «Das ist das erste Mal in meiner Laufbahn als Sportlicher Leiter, dass ich den Motor abgestellt habe, bevor das Rennen zu Ende ist. Für die Jungs tut es mir unglaublich leid, das ist ganz traurig», so Zemke nach dem Rennen.
Ohnehin kamen insgesamt nur 30 von den 165 gestarteten Fahrern ins Ziel.
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