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Tadej Pogacar gewann die Lombardei-Rundfahrt zum fünften Mal in Folge. Foto: Gian Mattia D'alberto/LaPresse via ZUMA Press/dpa
12.10.2025 12:03
Merckx ruft an: Pogacar pulverisiert die Rekorde

Bergamo (dpa) - Kaum hatte Tadej Pogacar auf der Viale Roma sein Meisterstück perfekt gemacht, meldete sich auch schon der legendäre Eddy Merckx bei ihm. «Es war wirklich cool, dass er angerufen hat. Eine schöne Überraschung», berichtete der slowenische Ausnahmekönner, nachdem er in Bergamo von Maestro Ernesto Colnago, dem 93 Jahre alten Fahrrad-Hersteller, das Handy weitergereicht bekommen hatte.

Merckx, der größte Radsportler der Geschichte, ließ es sich nicht nehmen, seinem legitimen Nachfolger zum nächsten Rekord zu gratulieren. Mit dem fünften Triumph in Serie bei der Lombardei-Rundfahrt - einem der fünf Radsport-Monumente - egalisierte der Welt- und Europameister den Uralt-Rekord von Fausto Coppi. Der Italiener hatte von 1946 bis 1949 und 1954 das Traditionsrennen gewonnen.

Die Referenzgröße für Pogacar ist nach einer weiteren Saison der Superlative fortan ohnehin nur noch Merckx, auch wenn der 27-Jährige das gar nicht hören will. «Ich wurde immer mit ihm verglichen: Es stört mich nicht, aber ich mag diese Vergleiche nicht, ich genieße einfach einen unvergesslichen Tag», sagte Pogacar, der nicht in Zahlen denke.

Doch es sind diese beeindruckenden Bestmarken, die ihn als Phänomen auf zwei Rädern erscheinen lassen. 20 Saisonsiege, darunter der vierte Triumph bei der Tour de France, der WM- und EM-Titel sowie neben der Lombardei-Rundfahrt unter anderem auch Triumphe bei weiteren großen Eintagesrennen wie der Flandern-Rundfahrt und Lüttich-Bastogne-Lüttich. Bei allen fünf Monumenten - Pogacar wurde außerdem Dritter bei Mailand-Sanremo und Zweiter bei Paris-Roubaix - stand er auf dem Podium, was noch keinem Radprofi vor ihm in einer Saison gelungen war.

Seine Erfolgsbilanz ist fast komplett, einige Aufgaben bleiben aber noch. «Meine Ziele sind San Remo und Roubaix. Das sind große Herausforderungen, die ich noch nicht gewonnen habe», kündigte Pogacar an. Der Radstar wird sich den Winter über den Kopf zerbrechen, wie er Klassiker-Spezialist Mathieu van der Poel auf dessen - eher flachem - Terrain schlagen kann.

Sind die Rennen vom Parcours her schwerer, fährt Pogacar ohnehin in seiner eigenen Liga. Fast schon mit Ansage attackierte der Dominator am Passo di Ganda 36 Kilometer vor dem Ziel und sprengte die Favoritengruppe. Das Außergewöhnliche ist bei Pogacar längst zur Normalität geworden.

Doppel-Olympiasieger Remco Evenepoel konnte wie schon bei der WM und der EM in den letzten Wochen nicht mehr folgen und wurde Zweiter. «Ich habe alles gegeben, aber der gleiche Typ war wieder besser. Ich kann trotzdem stolz sein, wie ich die Saison beendet habe», sagte der Belgier, der zukünftig für das deutsche Red-Bull-Team fährt.

Ob er dann in anderer Umgebung eine Chance hat, ist schwer vorstellbar. «Ich bin in der besten Form meiner Karriere, aber jedes Jahr überrasche ich mich selbst. Am Ende jeder Saison sage ich immer, es war meine beste», sagte Pogacar und fügte hinzu: «Nächstes Mal könnte es schwierig werden.»

Für seinen Teamchef Mauro Gianetti ist Pogacar längst schon «ein Stück Zeitgeschichte» und «ein Sportphänomen». Der Slowene hat die natürlichen Grenzen in seiner Sportart verschoben, wie auch sein langjähriger Teamkollege Rafal Majka bemerkte. Es sei so viel einfacher, im Rennen zu fahren als im Training mit dem Slowenen, sagte der Pole, der am Samstag seine Karriere beendete.

Für Pogacar geht es weiter. Erst einmal will er aber daheim in Monaco etwas entspannen, bevor das ganze Chaos wieder losgehe. Lange wird der Ruhezustand kaum anhalten, wie Pogacar durchblicken ließ: «Leider bin ich nicht so gut darin, Urlaub zu planen wie die Rennsaison.»


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